Wie sieht eigentlich ein gelungenes Nachhaltigkeits­management aus?

Klimakrise, regulatorische Vorgaben, Stakeholdererwartungen, oder gesellschaftliche Verantwortung fordern Unternehmen dazu auf, ihre Geschäftstätigkeit nachhaltiger zu gestalten, negative Auswirkungen und Risiken zu reduzieren und positive Auswirkungen und Chancen zu ergreifen. Das erfordert ein effektives Nachhaltigkeitsmanagement. In diesem Blogbeitrag fassen wir einige hilfreiche Punkte zusammen, die Unternehmen dabei unterstützen, ihre Nachhaltigkeitstransformation erfolgreich zu gestalten.

Was versteht man unter Nachhaltigkeits­management?

Nachhaltigkeitsmanagement ist ein strategischer Ansatz, bei dem Unternehmen ihre Aktivitäten so ausrichten, dass sie langfristige ökologische, soziale und ökonomische Ziele erreichen. Es integriert nachhaltige Praktiken in alle Geschäftsbereiche und fördert eine Balance zwischen Wirtschaftswachstum, Umweltschutz und sozialer Gerechtigkeit. Die Relevanz von Nachhaltigkeitsmanagement für Unternehmen liegt in seiner Fähigkeit, die Betriebsführung zu verbessern, Risiken zu minimieren, Innovation zu fördern und die Marke zu stärken. Durch nachhaltiges Wirtschaften über reine Vorgaben aus der Compliance hinaus positionieren sich Unternehmen als verantwortungsbewusste Akteure, verbessern Stakeholderbeziehungen, sichern ihren langfristigen Unternehmenserfolg und tragen zur langfristigen Sicherung natürlicher Lebensgrundlagen bei.

Unsere praxiserprobten Empfehlungen für ein erfolgreiches Nachhaltigkeits­management

1. Strategisch arbeiten

Alles beginnt mit der Integration von Nachhaltigkeit in die Unternehmensstrategie. Nachhaltigkeit sollte unbedingt in alle Geschäftsbereiche und Entscheidungsprozesse integriert und zentraler Bestandteil des Geschäftsmodells werden. Die Strategie gibt dafür die Richtung vor. Wichtig ist dabei, dass keine gesonderte Nachhaltigkeitsstrategie erstellt werden sollte, die parallel zur eigentlichen Strategie verfolgt wird, sondern die gesamte Strategie überarbeitet wird. Diese Überarbeitung setzt im ersten Schritt eine umfangreiche Standortbestimmung voraus, bei der Chancen und Risiken von Nachhaltigkeit sowie Digitalisierung unbedingt mitbeachtet werden sollten. Zu den geeigneten Methoden, mit denen auch wir in der Beratung arbeiten gehören die doppelte Wesentlichkeitsanalyse nach CSRD, die PESTEL-Analyse, die Risikoanalyse, oder die Szenarioanalyse mit Klimaszenarien. Die Hauptaufgabe für den Nachhaltigkeitsmanager/ Head of Sustainability sollte sein, dafür zu sorgen, dass Nachhaltigkeit in der Unternehmensstrategie verankert ist und der Strategieprozess um Nachhaltigkeitsaspekte ergänzt wird und dass strategische Initiativen zur Nachhaltigkeit in einem Programm gemanagt werden. Ein solches strategisches Aktionsprogramm ebnet den Weg für die nächsten Schritte im Nachhaltigkeitsmanagement des Unternehmens. In der Regel leitet der Nachhaltigkeitsmanager oder der/die Head of Sustainability das Programm in Bezug auf Nachhaltigkeit.

2. Das „Sustainability SWAT-Team“

Mittelständische Unternehmen benötigen nicht unbedingt riesige Nachhaltigkeitsabteilungen. Um erfolgreich zu sein, kann es auch das Richtige sein, kompakt zu arbeiten. Je nach Unternehmensgröße und abgestimmt auf die nachhaltigen Unternehmensziele ist daher eine individuelle Größe zu definieren. Wenn die Nachhaltigkeitsabteilung wie ein „SWAT“-Team aufgebaut ist, ist die Anzahl eher am unteren Ende. Das SWAT-Team besteht aus Nachhaltigkeitsexperten für bestimmte Themen, wie beispielsweise Daten oder nachhaltigen Einkauf, die dann in die Fachabteilungen bei Bedarf zeitlich begrenzt, intensiv und ganz gezielt bei bestimmten Fragestellungen unterstützen, Know-How übertragen und anschließend wieder in die Nachhaltigkeitsabteilung „zurückkehren“. Der Vorteil? Anstatt das Thema Nachhaltigkeit einer übergeordneten Abteilung einfach zu überlassen, bildet das SWAT-Team Personal in einzelnen Fachabteilungen gezielt und nach Bedarf weiter. Dadurch werden Mitarbeiter gezielt befähigt an ihrem Arbeitsplatz das strategische Aktionsprogramm mit umzusetzen. Mehr Mitarbeiter werden mitgenommen und Nachhaltigkeit wird zur Aufgabe aller, was letztendlich der beste Weg zum Erfolg ist.

3. Die Last verteilen

Zwar ist eine gesonderte Abteilung für den Bereich Nachhaltigkeit wichtig, jedoch müssen in allen Geschäftsbereichen Zuständigkeiten und entsprechende Kompetenzen geschaffen werden. Was das SWAT-Team im Kompetenzaufbau nicht leisten kann, sollte beispielsweise durch Schulungen nachgeholt werden. Grundkenntnisse im Bereich Nachhaltigkeit sind für eine nachhaltige Transformation im Unternehmen unabdingbar. Wie eine aktuelle Studie bestätigt, können entsprechende Schulungen das nachhaltige Verhalten von Mitarbeitern positiv beeinflussen (Kang et al., 2022).  Zusätzlich zu Basiswissen kann an manchen Stellen auch spezifisches Branchenwissen erforderlich sein sowie Kompetenzen in den Bereichen Transformation, Veränderung, Komplexität und Systemik. Das operative Management sollte auf alle beteiligten Abteilungen aufgeteilt sein. Beispielsweise findet die Datenerhebung überall im Unternehmen statt, während die Nachhaltigkeitsabteilung den Prozess unterstützt und koordiniert. So wird die Nachhaltigkeitsabteilung entlastet und Mitarbeitende im gesamten Unternehmen mit eingebunden.

4. Daten sind entscheidend

Der Wandel hin zu Nachhaltigkeit sollte als Twin Transformation zusammen mit der Digitalisierung umgesetzt werden. Um Prozesse nachhaltiger gestalten und Ressourcen effizienter nutzen zu können, ist eine umfassende, automatisierte Datenerfassung unerlässlich. Nicht ohne Grund fordert die CSRD eine hohe Menge und Qualität an Daten. Eindeutige Daten zu Energie- und Ressourcenverbrauch oder der Zirkularität von Produkten sind Grundlage von Nachhaltigkeitsarbeit. Sie offenbaren Verbesserungspotenziale und machen Erfolge messbar. Auf Basis eindeutiger Daten, wie beispielsweise für einen ersten Nachhaltigkeitsbericht nach CSRD erfasst, können klare Ziele für die Unternehmensstrategie festgelegt werden. Sowohl interne, als auch externe Daten sind dabei relevant. Hin zu betrieblichen Daten kommen beispielsweise Umweltdaten, soziale Metriken und wirtschaftliche Kennzahlen. Diese sollten anschließend in einem zentralen Datenmanagementtool möglichst automatisiert gesammelt, analysiert und ausgewertet werden. Um die eigene Nachhaltigkeitsarbeit transparent zu gestalten, sollten aufbereitete Daten regelmäßig mit Stakeholdern geteilt werden. Wenn diese Grundlagen gut aufgebaut sind, lassen sich daraus auch datengetriebene nachhaltige und digitale Geschäftsmodelle aufbauen. Das erfordert allerdings einen hohen Reifegrad in der Datenarchitektur des Unternehmens.

Wie geht es weiter?

Sind die nötigen Strukturen geschaffen, die Strategie entwickelt, das Datenmanagement aufgesetzt, und Zuständigkeiten vergeben, stellt sich womöglich die Frage, welche Aufgaben weiterhin auf das Nachhaltigkeitsmanagement fallen.

Im weiteren Verlauf geht es darum sicherzustellen, dass die verschiedenen Prozesse erfolgreich miteinander interagieren, Strategien, Richtlinien und Prozesse regelmäßig überprüft und weiterentwickelt werden entsprechend innerer und äußerer Veränderungen. An dieser Stelle kommen Compliance und Risikomanagement mit ins Spiel. Die automatisierte Datenerfassung ermöglicht Einblicke in mögliche Verbesserungspotenziale. Probleme können frühzeitig erkannt und behoben werden.

Nachhaltigkeit: Ein Programm und kein Projekt

„Nachhaltigkeit sollte als Programm organisiert werden. Ein Projektcharakter würde dem fortdauernden Prozess der stetigen Verbesserung und Veränderung nicht gerecht werden.“

Patricia Moock in ihrem Buch „SDGs im Mittelstand“

Was heißt das?

Im Gegensatz zu einem Projekt, welches in der Regel klare Anfangs- und Enddaten hat, werden im Programmmanagement verschiedene Projekte, die ein gemeinsames größeres strategisches Ziel verfolgen, miteinander verknüpft und ständig an deren Umsetzung und Optimierung gearbeitet. Denn wie bereits erwähnt, muss Nachhaltigkeit in alle Geschäftsbereiche und Entscheidungsprozesse integriert werden und endet nicht mit dem Erstellen des ersten CSRD-Berichts oder der Umsetzung des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) bei der Beschaffung, sondern geht kontinuierlich weiter.

Fazit

Ein gelungenes Nachhaltigkeitsmanagement umfasst einen strategischen Ansatz, der alle Geschäftsbereiche integriert. Grundlage ist eine überarbeitete, nachhaltige Unternehmensstrategie, aus der sich ein klarer Aktionsplan ergibt. Da Nachhaltigkeit in Unternehmen ein kontinuierlicher Prozess ist, bietet sich die Organisation in Form eines Programmes an. Neben einer gesonderten Nachhaltigkeitsabteilung mit Kompetenzen in verschiedenen Bereichen sollten Mitarbeiter auf allen Ebenen weitergebildet und mitgenommen werden um die Last der Nachhaltigkeitsabteilung zu teilen und die Transformation hin zu Nachhaltigkeit zur Aufgabe aller zu machen. Entscheidend für eine erfolgreiche und effiziente Nachhaltigkeitsarbeit sind zudem Daten, die möglichst automatisiert erfasst werden sollten und insbesondere der Nachhaltigkeitsabteilung dabei helfen sollen, den Zielfortschritt messbar zu machen, das Programm zu steuern und Probleme schnell zu erkennen.