Nachhaltigkeitstransformation im Unternehmen

Die Notwendigkeit der Transformation in Richtung Nachhaltigkeit ist in aller Munde. Nicht zu Letzt die Ergebnisse der Bundestagswahl haben gezeigt, dass uns das Thema Klimaschutz und Nachhaltigkeit zentral über die nächsten Jahre begleiten wird. Die letzten 16 Jahre waren von Bewahren geprägt - die nächsten 16 werden umso herausfordernder. Und jetzt sind die Gestalter gefragt. Aber welche Voraussetzungen brauche ich konkret als Unternehmen? Ehrlich gesagt, eine nicht ganz simple Fragestellung. In diesem Artikel will ich jene aus mehreren Perspektiven beantworten.

Welche Voraussetzungen brauche ich als Unternehmen, um mein Geschäft nachhaltig auszurichten?

Fachliche Kompetenzen

Das liegt auf der Hand. Um mein Unternehmen in Richtung Nachhaltigkeit zu transformieren, muss ich über Nachhaltigkeit bescheid wissen. Umso weniger Zeit für Weiterbildung ich habe, desto mehr Expertenwissen muss ich mir dazu holen. Sicher, das bedeutet nicht, dass jeder noch einen Sustainability Master von der Leuphana benötigt, aber ein solides Grundlagenwissen im Thema Nachhaltigkeit ist für Geschäftsführer*innen und Nachhaltigkeitsmanager*innen Pflicht. Was aber viele Vergessen ist das Wissen um Veränderungsprozesse. Jeder, der schonmal eine Diät versucht hat, und daran gescheitert ist, weiß wie kompliziert solche Prozesse sind. Und da haben Sie nur versucht, Ihr eigenes Verhalten zu ändern – wie klappt das dann in einer Organisation mit 200+ Mitarbeitenden? Auch hier gibt es eigene Masterstudiengänge, welche nicht unbedingt von Nöten sind. Aber Grundlegendes zu Veränderung und ihrer Gestaltung im Unternehmen sollte jeder, der mit einer solchen Veränderung betraut ist kennen.

Persönliche Kompetenzen

Und jetzt wird es sperrig. Die folgenden Kompetenzen sind unabdingbar für Verantwortliche für Veränderung in einer Organisation:

  • Konfliktfähigkeit: In jeder Veränderung entstehen Konflikte. Und diese sind wichtig, denn sie zeigen, wo noch nachgearbeitet werden muss. Dies auszuhalten ist eine Kunst für sich. Diese zu bearbeiten ein eigener Berufststand.
  • Strukturauflösungskompetenz: Wahrscheinlich wird es Veränderungen an Ihrem Geschäftsmodell, an Abteilungen, an Prozessen, an Strategien usw. geben. Hier ist es wichtig nicht zu lange an Altem festzuhalten.
  • Ambiguitätskompetenz: Im Nachhaltigkeitstransformationen wird es immer wieder Zielkonflikte geben. 2 Lösungen eine Zeit lang parallel stehen zu lassen und nicht sofort in Aktionismus zu verfallen ist extrem wichtig.
  • Große Zeitspannenfähigkeit: Nachhaltigkeitsmühlen mahlen langsamer. Meist langsamer als die typischen 4-5 Jahre in Geschäftsführerverträgen. Quick Wins wird es geben. Die großen Schätze werden aber erst nach 7-10 Jahren gehoben.
  • Weiter Komplexitätshorizont: Nachhaltigkeit (wie, die Digitalisierung übrigens auch) ist ein komplexes Thema. Das bedeutet es gibt wenig Sicherheit über die konkreten Anforderungen und auch wenig Sicherheit über die technische Umsetzung und die Methode. Als Kirsche oben drauf, muss dann noch Ihr Tagesgeschäft bearbeitet werden.

Freiraum

Auch hier ein Punkt, der oft vernachlässigt wird. Wenn gerade existenzielle Krisen (Hallo, Corona!) den Alltag beherrschen sind langfristige Veränderungen schwieriger umzusetzen. Auf keinen Fall unmöglich, aber dennoch müssen Kapazitäten freigemacht werden. Gleiches gilt für große Reorganisierungen, Vorstandswechsel oder größere Konflikte innerhalb des Unternehmens.

Mut, Ehrgeiz, Verantwortung und Kreativität

Wie Götz Werner so schön beschreibt in seiner Biographie: „Das gesunde Unternehmen kommt in den Rhythmus. Denn im Rhythmus von Kontinuität und Kreativität liegt die Kraft eines Unternehmens.“ Wie oben beschrieben, waren die letzten Jahre nicht unbedingt von Kreativität geprägt. Und vielleicht mangelt es in Deutschland generell ein wenig an kreativen Entrepreneuren, die mit 30 schon ihr 7. Start-up gegründet haben und auf ihrem eScooter mit Matcha-Latte durch Berlin fahren. Soweit muss es auch im Mittelstand nicht kommen, aber eine Prise (oder vielleicht einen Teelöffel) mehr Mut beim Entscheidungen in Richtung Innovation treffen, mit mehr Ehrgeiz Klimaschutzmaßnahmen umsetzen, Verantwortung für die eigene unternehmerische Tätigkeit übernehmen und dann noch ein wenig mehr Kreativität beim Lösungen finden, darf es schon sein.