Nachhaltigkeit messbar machen: Mit UNSDPI und SDG-Indikatoren zu mehr Transparenz und Vergleichbarkeit

Die Messung und Berichterstattung von Nachhaltigkeit ist ein zentrales Thema für Unternehmen, Investoren und die Gesellschaft – auch aufgrund dessen, dass viele Unternehmen durch die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) nun dazu verpflichtet sind. Aufgrund der wachsenden Bedeutung von Nachhaltigkeit stehen viele Unternehmen vor der Herausforderung, ihre Nachhaltigkeitsperformance klar und vergleichbar darzustellen. Ein Hauptproblem der bisherigen Nachhaltigkeitsberichterstattung liegt in der Heterogenität der verwendeten Indikatoren und der gemeldeten Daten, was die Vergleichbarkeit von Unternehmen erschwert. Ein weiteres Problem sind „Rosinenpickerei“ und blinde Flecken in den Berichten. Unternehmen neigen dazu, ihre besten Zahlen hervorzuheben, während kritische Themen oft weniger transparent behandelt werden.

Um diese Herausforderungen zu bewältigen, wurden die UN Sustainable Development Performance Indicators (UNSDPI) entwickelt. Dieses Instrument soll eine kontextbasierte, vergleichbare und aussagekräftige Berichterstattung ermöglichen. Zudem gibt es die SDG-Indikatoren, die ein Messinstrument zur Verfolgung der Sustainable Development Goals (SDGs) sind.
In der EU sind im Zuge der CSRD die European Sustainability Reporting Standards (ESRS) als Methode für die Nachhaltigkeitsberichterstattung derzeit in aller Munde. In diesem Artikel erfahren Sie daher ebenfalls, wie die ESRS mit den UNSDPI und den SDG-Indikatoren in Verbindung zu bringen sind und warum es überhaupt sinnvoll ist, dies zu tun.
Weitere Informationen zur Nachhaltigkeitsberichterstattung nach der CSRD finden Sie auch in unserem Blogartikel „Nachhaltigkeitsberichterstattung und Finanzreporting: Die Integration unter CSRD“.

Good to know: was sind die SDGs?
Im September 2015 verabschiedeten die 193 Mitglieder der UN eine gemeinsame Agenda für nachhaltige Entwicklung. Darin wurden 17 ökonomische, soziale und ökologische Ziele festgelegt, die die Weltgemeinschaft bis 2030 erreichen will. Diese 17 Ziele werden auch Sustainable Development Goals genannt und SDGs abgekürzt. Die SDGs zielen darauf ab, die Armut zu beenden, den Planeten zu schützen und sicherzustellen, dass alle Menschen bis 2030 in Frieden und Wohlstand leben können. Die verschiedenen Ziele beziehen sich unter anderem auf Themen zu Gesundheit, Bildung, Versorgung, Infrastruktur, Klimaschutz und Globalisierung. Die SDG-Indikatoren wurden entwickelt, um den Fortschritt der Zielerreichung zu messen.
Keine Zeit, den gesamten Artikel zu lesen? Am Ende finden Sie die Key Take Aways zusammengefasst.
Konventionelle vs. Kontextbasierte Offenlegung: Erklärungen und Beispiele
In der Nachhaltigkeitsberichterstattung existieren verschiedene Ansätze: Einerseits konventionelle Methoden, die auf isolierten Kennzahlen beruhen, und andererseits kontextbasierte Ansätze, die den breiteren gesellschaftlichen und ökologischen Zusammenhang berücksichtigen. Die konventionelle Offenlegung basiert auf absoluten Zahlen und konzentriert sich beispielsweise auf die Reduzierung von CO₂-Emissionen um einen bestimmten Prozentsatz. Ein Beispiel hierfür wäre die Angabe, dass ein Unternehmen seine Kohlenstoffdioxidemissionen pro Produktionseinheit um 5 % gesenkt hat. Diese Art der Berichterstattung legt den Fokus auf absolute Reduktionswerte, was die Vergleichbarkeit zwischen Unternehmen erleichtert. Gleichzeitig kann es bei steigender Produktionsmenge dennoch zu einem Anstieg der Gesamtemissionen kommen. In solchen Fällen bleibt die Frage offen, inwieweit die Reduktion im Verhältnis zu globalen Herausforderungen wie den Klimazielen steht

Die kontextbasierte Offenlegung bewertet die Leistungen eines Unternehmens im Verhältnis zu globalen oder lokalen Zielen. Dieser Ansatz konzentriert sich auf die Bedeutung von Maßnahmen und ihre Auswirkungen im größeren Zusammenhang, zum Beispiel in Bezug auf den Klimawandel, soziale Ungleichheiten oder den Verlust der Biodiversität. Das Konzept des Nachhaltigkeitskontexts fordert, dass Unternehmen ihre Leistung im Rahmen ökologischer, sozialer oder wirtschaftlicher Grenzen einordnen. Eine Studie aus dem Jahr 2017, die mehr als 40.000 Nachhaltigkeitsberichte untersuchte, ergab, dass nur 5 % der Unternehmen ökologische Grenzen in ihren Berichten erwähnten (Bjørn et al., 2017). Dies zeigt, dass kontextbasierte Berichterstattung im Unternehmensbereich bisher weniger verbreitet ist.
Die Beispiele in der nachfolgenden Tabelle verdeutlichen die Unterschiede der Methoden:

Konventionell: Unternehmen A hat seine Kohlenstoffemissionen pro Umsatz- oder Produktionseinheit zwischen 2015 und 2020 um 5 % reduziert.
Kontextbezogen: Während das Unternehmen A seine Emissionsintensität verringerte, stiegen die absoluten Emissionswerte um 5 %, da die Produktion um 10 % zunahm, und auch die wissenschaftlich fundierten Klimaschutzziele wurden nicht erreicht.

Konventionell: Unternehmen B erfüllte sein Ziel der gerechten Entlohnung, indem es sicherstellte, dass alle Mitarbeiter:innen der Einstiegsstufe mehr als den Mindestlohn verdienten. Auch das Ziel des gleichen Lohns für gleiche Arbeit wurde erreicht.
Kontextbezogen: Obwohl Unternehmen B seine Ziele für eine faire Entlohnung erreichte, lagen die Durchschnittslöhne der Arbeitnehmer:innen immer noch 30 % unter dem existenzsichernden Lohn; das Lohngefälle zwischen CEO und Arbeitnehmer:innen hatte sich in den letzten zehn Jahren von 100:1 auf 300:1 vergrößert, und das „unbereinigte“ geschlechtsspezifische Lohngefälle (durchschnittlicher Bruttostundenverdienst) lag bei über 20 %.

Konventionell: In Unternehmen C sind 70 % der Beschäftigten durch Tarifverträge abgesichert.
Kontextbezogen: Während ein erheblicher Teil der Beschäftigten von Unternehmen C durch Tarifverträge abgedeckt war, sank dieser Anteil innerhalb von fünf Jahren von 85 % auf 70 %. Außerdem bezogen sich die Daten nur auf Vollzeitbeschäftigte. In diesem Zeitraum reduzierte das Unternehmen den Anteil der Vollzeitbeschäftigten und stützte sich stärker auf Leiharbeiter:innen oder Teilzeitkräfte, denen die grundlegenden Arbeitnehmerrechte verweigert wurden. Darüber hinaus verdeckte die unternehmensweite Zahl von 70 % große Unterschiede in der Abdeckung je nach Tochtergesellschaft oder Region, in der das Unternehmen tätig war.

Vorteile und Nachteile der Methoden

Vorteile der konventionellen Offenlegung
• Einfachheit: Die Verwendung absoluter Zahlen und einfacher Kennzahlen macht die Berichterstattung leicht verständlich und gut kommunizierbar. Unternehmen können schnell ihre Fortschritte aufzeigen, ohne sich in komplexe Analysen zu vertiefen.
• Vergleichbarkeit: Standardisierte Indikatoren wie die SDG-Indikatoren ermöglichen es, die Nachhaltigkeitsleistungen von Unternehmen untereinander und auf globaler Ebene leicht zu vergleichen.
Nachteile der konventionellen Offenlegung
• Mangelnde Kontextualisierung: Absolute Zahlen sagen wenig über die tatsächliche Leistung im Verhältnis zu globalen Zielen aus. Zum Beispiel könnten Unternehmen, die ihre CO₂-Emissionen reduzieren, dennoch nicht ausreichend zu den international erforderlichen Klimazielen beitragen.
• Verzerrungen: Unternehmen könnten bestimmte Kennzahlen hervorheben und andere unterdrücken, um ihre Performance besser darzustellen (Rosinenpickerei), was ein unvollständiges Bild der Nachhaltigkeitsleistung vermittelt.
Vorteile der kontextbasierten Offenlegung
• Relevanz: Die kontextbasierte Offenlegung, wie sie durch die UNSDPI gefördert wird, bewertet die Nachhaltigkeitsleistung im Verhältnis zu wissenschaftlich fundierten und gesellschaftlichen Zielen. Dies führt zu einer realistischeren Einschätzung der tatsächlichen Auswirkungen von Unternehmensaktivitäten.
• Transparenz: Die kontextbasierte Berichterstattung bietet tiefere Einblicke, da Unternehmen ihre Maßnahmen im Hinblick auf spezifische ökologische oder soziale Herausforderungen analysieren. Dies führt zu einer ganzheitlicheren Darstellung der Nachhaltigkeitsleistung.
Nachteile der kontextbasierten Offenlegung
• Komplexität: Die kontextbasierte Berichterstattung erfordert eine umfassende Analyse der jeweiligen Rahmenbedingungen. Dies kann die Berichterstattung komplexer und schwerer verständlich machen, sowohl für Unternehmen als auch für ihre Stakeholder.
• Vergleichbarkeit: Da die UNSDPI stark kontextbasiert sind, ist es schwierig, die Nachhaltigkeitsberichte von Unternehmen untereinander zu vergleichen. Was für ein Unternehmen in einer Region relevant ist, mag für ein anderes Unternehmen in einer anderen Region weniger Bedeutung haben.

Erklärungen zu UNSDPI und SDG-Indikatoren

Die UN Sustainable Development Performance Indicators (UNSDPI) bieten Unternehmen einen kontextbasierten Ansatz zur Bewertung ihrer Nachhaltigkeitsleistung. Sie gehen über einfache Messungen hinaus, indem sie den spezifischen Beitrag eines Unternehmens zu den UN-Nachhaltigkeitszielen (SDGs) im globalen und lokalen Kontext bewerten. Ein großer Vorteil von UNSDPI ist die Flexibilität: Unternehmen können die Indikatoren an ihre spezifischen operativen Bedingungen anpassen, zum Beispiel unter Berücksichtigung lokaler Ressourcenknappheit oder besonderer gesellschaftlicher Herausforderungen in ihrem Markt. Dies macht UNSDPI besonders wertvoll für Unternehmen, die in verschiedenen Regionen mit unterschiedlichen ökologischen und sozialen Bedingungen agieren. Durch diese Flexibilität können Unternehmen ihre Nachhaltigkeitsleistungen auf präzise und relevante Weise darstellen.
SDG-Indikatoren

Die SDG-Indikatoren sind hingegen ein standardisierter Rahmen, der auf globaler Ebene die Fortschritte bei der Erreichung der 17 Sustainable Development Goals (SDGs) misst. Für Unternehmen bieten die SDG-Indikatoren eine Möglichkeit, ihre Maßnahmen zur Erreichung globaler Nachhaltigkeitsziele transparent zu machen und ihre Leistungen vergleichbar zu gestalten. Anders als die UNSDPI sind die SDG-Indikatoren nicht kontextbasiert, sondern universell anwendbar, was die Vergleichbarkeit zwischen verschiedenen Unternehmen und Sektoren erleichtert. Sie sind besonders wertvoll für Unternehmen, die sich auf die globale Wirkung ihrer Nachhaltigkeitsmaßnahmen konzentrieren und ihre Fortschritte in einem international standardisierten Rahmen darstellen wollen.
Sollten Unternehmen beide Indikatoren nutzen?

Ob Unternehmen beide Indikatorensysteme nutzen sollten, hängt stark von ihrer individuellen Situation ab. Unternehmen, die international tätig sind und in verschiedenen Regionen unterschiedliche soziale und ökologische Herausforderungen bewältigen müssen, profitieren von der Flexibilität der UNSDPI, da diese Indikatoren eine kontextspezifische Berichterstattung ermöglichen. Dadurch können Unternehmen ihre Nachhaltigkeitsleistungen präzise an den jeweiligen lokalen Bedingungen ausrichten und ihre Aktivitäten im Einklang mit spezifischen regionalen Anforderungen bewerten. Diese Kontextualisierung wird besonders wichtig in Branchen mit stark unterschiedlichen regionalen Umwelteinflüssen, wie z.B. der Rohstoffgewinnung oder der Landwirtschaft.
SDG-Indikatoren sind hingegen für Unternehmen sinnvoll, die ihren Beitrag zu den globalen Zielen auf eine standardisierte Weise sichtbar machen möchten. Dies ist besonders relevant für Unternehmen, die von Investoren oder Stakeholdern mit einem starken Fokus auf globale Vergleichbarkeit und Transparenz bewertet werden. Hier können die SDG-Indikatoren als verlässliche, weltweit anerkannte Messgröße dienen, um den Fortschritt bei der Erreichung bestimmter Nachhaltigkeitsziele zu bewerten.
Sollten Unternehmen beide Ansätze kombinieren?
Für viele Unternehmen kann eine Kombination aus UNSDPI und SDG-Indikatoren sinnvoll sein. Die UNSDPI-Indikatoren ermöglichen es, Maßnahmen im lokalen oder spezifischen Kontext des Unternehmens zu bewerten, während die SDG-Indikatoren eine standardisierte, global anerkannte Vergleichbarkeit bieten. Unternehmen, die sowohl lokale als auch globale Auswirkungen ihrer Aktivitäten kommunizieren möchten, profitieren von dieser kombinierten Berichterstattung. Zum Beispiel könnte ein Unternehmen, das in wasserarmen Regionen tätig ist, den Wasserverbrauch über die UNSDPI transparent machen und gleichzeitig über die SDG-Indikatoren darstellen, wie seine Maßnahmen zur Verwirklichung des globalen Ziels für sauberes Wasser und sanitäre Einrichtungen (SDG 6) beitragen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass UNSDPI besonders für Unternehmen nützlich sind, die stark kontextspezifische Herausforderungen haben, während SDG-Indikatoren für Unternehmen wichtig sind, die ihre Nachhaltigkeitsleistungen global und vergleichbar darstellen wollen. Für Unternehmen, die beides anstreben – also eine präzise regionale Ausrichtung und eine globale Vergleichbarkeit –, ist eine Kombination der beiden Ansätze der ideale Weg, um ihre Nachhaltigkeitsmaßnahmen umfassend und transparent zu berichten.
Mehr Informationen zur Umsetzung der SDGs im Unternehmenskontext finden Sie in unserem Artikel „SDG Quick Action: Wie Sie relevante SDGs im Unternehmen schnell umsetzen können“.

Überschneidungen und Gemeinsamkeiten
Beide Ansätze zielen darauf ab, die Nachhaltigkeitsleistung von Unternehmen zu bewerten, verfolgen jedoch unterschiedliche Schwerpunkte. Die konventionelle Offenlegung (oft mithilfe von SDG-Indikatoren) ermöglicht eine schnelle, standardisierte Bewertung, während die kontextbasierte Offenlegung (UNSDPI) tiefere Einblicke in die tatsächlichen Auswirkungen der Unternehmensaktivitäten im spezifischen Kontext bietet. Eine Kombination beider Ansätze könnte somit einen umfassenderen Blick auf die Nachhaltigkeitsleistung eines Unternehmens ermöglichen. Dies würde es Unternehmen erlauben, ihre globalen Fortschritte zu kommunizieren und gleichzeitig ihre Maßnahmen an regionale Herausforderungen anzupassen.
Zusammenhang zu den ESRS
Die European Sustainability Reporting Standards (ESRS) setzen neue Maßstäbe für die Nachhaltigkeitsberichterstattung in der EU und verpflichten Unternehmen, umfassende Informationen zu ihren Umwelt-, Sozial- und Governance-Leistungen offenzulegen. Eine Herausforderung bei der Umsetzung besteht darin, dass in den ESRS keine festgelegte Skala oder Methodik zur Bewertung der Nachhaltigkeitsauswirkungen definiert ist. Dadurch haben Unternehmen zwar die Flexibilität, ihre Berichterstattung an den eigenen operativen Kontext anzupassen, was jedoch zu subjektiven Bewertungen führen kann. Objektivere Einschätzungen lassen sich erzielen, wenn die Maßnahmen in den globalen Kontext gestellt werden. Hier spielen die UNSDPI und SDG-Indikatoren eine zentrale Rolle, da sie Unternehmen ermöglichen, ihre Beiträge zu globalen Nachhaltigkeitszielen messbar zu machen und gleichzeitig die Anforderungen der ESRS zu erfüllen. Diese Verknüpfung hilft Unternehmen, ihre Nachhaltigkeitsleistung im Rahmen internationaler Herausforderungen wie dem Klimawandel und sozialer Gerechtigkeit zu bewerten und darzustellen.
UNSDPI und SDG-Indikatoren können als nützliche Ergänzung zur Berichterstattung nach den ESRS dienen. Unternehmen, die bereits nach UNSDPI berichten, können diese Daten nutzen, um ihre ESRS-Berichte zu erweitern und detailliertere Einblicke in ihre Nachhaltigkeitsleistungen zu geben. Die SDG-Indikatoren bieten zudem eine Möglichkeit, den Fortschritt bei der Erfüllung spezifischer Nachhaltigkeitsziele zu dokumentieren und eine Verbindung zwischen den Unternehmensaktivitäten und den globalen Zielen herzustellen. Insgesamt eröffnet die Integration von UNSDPI und SDG-Indikatoren in die ESRS-Berichterstattung Unternehmen die Chance, ihre Nachhaltigkeitsleistungen nicht nur auf europäischer, sondern auch auf globaler Ebene zu kommunizieren und ein umfassendes Bild ihrer Aktivitäten und deren Auswirkungen zu vermitteln.

Good to know: Online Plattform für UNSDPI
Um die Arbeit mit UNSDPI zu erleichtern, hat die UN die SDPI Online Plattform gegründet. Diese kann als praktikables Tool bei der Erfassung des Nachhaltigkeitsfortschritts von Unternehmen und Organisationen genutzt werden. Nutzer können Auswirkungen und Performance relativ zu Nachhaltigkeitsnormen und -grenzwerten betrachten. Es kann auch ein Bericht mit Trendanalysen generiert werden. Die Nutzung der Plattform ist kostenlos.
Herausforderungen bei der Implementierung von UNSDPI und SDG-Indikatoren
Die Implementierung von UNSDPI und SDG-Indikatoren in die Nachhaltigkeitsberichterstattung ist nicht ohne Herausforderungen. Zu den häufigsten Hindernissen gehören:
1. Datenverfügbarkeit und -qualität: Viele Unternehmen, insbesondere mit weit entfernten Standorten (z.B. in Entwicklungsländern), haben Schwierigkeiten, die benötigten Daten zu erfassen und zu verifizieren. Die Qualität und Zuverlässigkeit der verfügbaren Daten kann stark variieren, was die Vergleichbarkeit und Aussagekraft beeinträchtigt.
2. Kapazitätsaufbau und Ressourcenbedarf: Die Umsetzung erfordert erhebliche Ressourcen, sowohl finanziell als auch personell. Viele Unternehmen verfügen nicht über das nötige Fachwissen oder die technischen Kapazitäten, um eine umfassende und kontextbasierte Berichterstattung zu gewährleisten. Besonders kleine und mittlere Unternehmen (KMU) stehen vor der Herausforderung, die notwendigen Systeme und Prozesse zu etablieren, um die Indikatoren zu messen und zu berichten.
3. Komplexität und Integration: Die Integration der SDG-Indikatoren in bestehende Berichterstattungssysteme ist komplex und erfordert eine genaue Abstimmung mit anderen Standards wie ESRS, GRI, SASB oder TCFD. Dies kann zu einem hohen Verwaltungsaufwand führen, da die verschiedenen Anforderungen oft unterschiedliche Datenformate und Berichtszeiträume erfordern. Bei Überschneidung der Angaben ist auf die Konsistenz zu achten, um nicht an Glaubwürdigkeit zu verlieren. Die Harmonisierung der verschiedenen Standards bleibt eine der größten Herausforderungen für eine konsistente Nachhaltigkeitsberichterstattung.

Zukunft der Nachhaltigkeitsberichterstattung
Die Zukunft der Nachhaltigkeitsberichterstattung wird zunehmend von kontextbasierten und datengestützten Ansätzen geprägt sein. Außerdem ist noch folgendes zu erwarten:
1. Verstärkte Regulatorische Anforderungen: Die EU und andere Märkte bewegen sich in Richtung verbindlicherer Berichterstattungsanforderungen. Die Einführung der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) hat die Anforderungen an die Nachhaltigkeitsberichterstattung in der EU erheblich verschärft. Unternehmen müssen künftig umfassender über ihre ESG-Strategien berichten und diese mit wissenschaftsbasierten Zielen verknüpfen.
2. Zunehmende Bedeutung von Naturkapitalberichterstattung: Neben den klassischen ESG-Indikatoren wird die Berichterstattung über Naturkapital, also die Auswirkungen von Unternehmen auf Biodiversität und Ökosysteme, immer wichtiger. Standards wie das Taskforce on Nature-related Financial Disclosures (TNFD) gewinnen an Bedeutung und werden die Berichterstattung um wichtige ökologische Aspekte erweitern. Mehr über Biodiversität und ihren Zusammenhang mit dem Unternehmenserfolg lesen Sie in diesem Artikel: „Biodiversität im Fokus: Was Unternehmen jetzt tun müssen“.
3. Weiterentwicklung der UNSDPI und SDG-Indikatoren: Die UNSDPI und SDG-Indikatoren selbst werden weiterentwickelt, um den sich ändernden globalen Herausforderungen gerecht zu werden. Es wird erwartet, dass die Indikatoren in Zukunft noch spezifischer auf regionale und sektorale Besonderheiten eingehen werden, um eine genauere Bewertung der Nachhaltigkeitsleistung zu ermöglichen.

Key Take Aways
• Die Heterogenität der Indikatoren in der Berichterstattung und „Rosinenpickerei“ erschweren die Vergleichbarkeit und Transparenz in der Nachhaltigkeitsberichterstattung.
• Konventionelle Offenlegung bietet einfache Vergleichbarkeit, während kontextbasierte Offenlegung tiefere Einblicke in lokale und globale Auswirkungen ermöglicht.
• Herausforderungen bei der Implementierung umfassen Datenverfügbarkeit, Ressourcenbedarf und die Integration in bestehende Berichterstattungssysteme, insbesondere für KMU.
• Die Integration von UNSDPI und SDG-Indikatoren in die ESRS-Berichterstattung bietet Unternehmen die Möglichkeit, ihre Nachhaltigkeitsleistungen sowohl auf europäischer als auch globaler Ebene zu kommunizieren.

Fazit
Die Messung und Berichterstattung von Nachhaltigkeit ist für Unternehmen eine anspruchsvolle, aber unverzichtbare Aufgabe, um ihrer Verantwortung gegenüber Umwelt und Gesellschaft gerecht zu werden. Die UNSDPI bieten einen kontextbasierten Ansatz, der es Unternehmen ermöglicht, ihre Nachhaltigkeitsleistung im Verhältnis zu lokalen und globalen Zielen zu bewerten, während die SDG-Indikatoren eine standardisierte, globale Vergleichbarkeit schaffen. Durch die Integration dieser Indikatoren in die ESRS-Berichterstattung können Unternehmen nicht nur ihre Leistung in der EU, sondern auch international transparenter und vergleichbarer machen. Dies ist besonders wichtig für Unternehmen, die in unterschiedlichen Regionen agieren und ihre Nachhaltigkeitsbeiträge präzise kommunizieren wollen.
Die Kombination von UNSDPI, SDG-Indikatoren und ESRS hilft Unternehmen, ihre Nachhaltigkeitsleistung auf fundierte Weise zu messen und darzustellen, was nicht nur die Transparenz stärkt, sondern auch das Vertrauen von Investoren und Verbrauchern fördert. Diese ganzheitliche Herangehensweise kann Unternehmen dabei unterstützen, ihre Nachhaltigkeitsstrategie langfristig zu verbessern und zu einer nachhaltigeren globalen Wirtschaft beizutragen.

Referenzen:
Bjørn, A., Niki, B., Georg, S., Inge, R., & Michael, Z. H. (Volume 163, 1 October 2017). Is Earth recognized as a finite system in corporate responsibility reporting? Journal of Cleaner Production, 106-117.
Ilcheong Yi, Samuel Bruelisauer, Peter Utting, Mark McElroy, Marguerite Mendell, Sonja Novkovic und Zhen Lee. 2023. Authentische Bewertung der Nachhaltigkeit: Ein Benutzerhandbuch für die Leistungsindikatoren für nachhaltige Entwicklung. Genf, UNRISD.

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